2000 Jahre auf einem Blick, das bietet Vaison-la-Romaine. Dominiert wird der Ort im Norden des Departement Vaucluse von der mächtigen Burgruine aus dem 12. Jahrhundert, auf der eine von Weitem sichtbare Fahne weht. Unterhalb der Burg erstreckt sich die mittelalterliche Oberstadt mit ihren engen verwinkelten Gassen und Steinhäusern, die erst in den letzten 100 Jahren wieder zum Leben erwacht ist. Unten am Fluss Ouvèze angekommen, führt eine römische Brücke über in den neueren Teil der Stadt. Wie sehr die Römer ihr Handwerk verstanden haben, zeigte sich 1992 bei einer verheerenden Flutkatastrophe. Die 2000 Jahre alte Brücke wurde zwar beschädigt, hielt aber im Gegensatz zu einer neuen Brücke, mehreren Häusern und einem Industriegebiet den Wassermassen stand.
Dienstagsvormittag verwandeln sich die gemütlichen Gassen und Plätze in einen quirligen Marktplatz und die Stadt ist voll von Lavendelduft, Melonen aus Cavaillon, Nougat, Würsten, Käse- und Gemüseständen, bunten Taschen und Kleidern. Dazwischen drängen sich unzählige Hausfrauen mit prall gefüllten Tüten und Touristen. Die eigentliche Attraktion von Vaison-la-Romaine aber sind die römischen Ausgrabungen, die sich auf zwei Gelände verteilen. Zu bestaunen sind Überreste römischer Villen, eine Markt- und Gerichtshalle, ein riesige Vorratsamphore, drei Bäder und Reste eines Theaters, das allerdings weitestgehend restauriert wurde. Im Sommer finden in dem Theater verschiedene Musikveranstaltungen statt. Die Akustik ist beeindruckend! Weitere Funde kann man im kleinen archäologischen Museum der Stadt besichtigen. Wieder im Mittelalter befindet man sich in der romanischen Kathedrale Notre-Dame-de-Nazareth, die im 12. Jahrhundert auf römischen Fundamenten erbaut wurde. Besonders sehenswert ist der Kreuzgang mit seinem Kapitelschmuck. Die im Nordwesten der Stadt Richtung Orange gelegene Kapelle St-Quenin hat als einziger abendländischer Sakralbau eine dreieckige Apsis aufzuweisen.
Vaison-la-Romaine ist aber nicht nur eine schöne Stadt mit kunsthistorischen Leckerbissen, sondern auch ein toller Ausgangspunkt für Ausflüge zum Mont Ventoux oder in die Dentelles de Montmirail. Hier kommen Radfahrer, Wanderer und Kletterer gleichermaßen auf ihre Kosten und nach einer anstrengenden Tour kann man sich in einer Bar der unzähligen schönen Dörfer der Gegend - wie beispielsweise in Séguret - erholen. Im Hochsommer ist die Flusswanderung durch die George de Toulourenc ein besonderes Erlebnis. Auch zur George de la Nesque mit seinen 300 m tiefen Steilwänden und grandiosen Blicken oder nach Orange und Avignon ist es nicht weit.