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Village des Bories - die Steinhütten bei Gordes

Nur wenige Kilometer von Gordes befindet sich das Village des Bories, ein Freilichtmuseum, in dem eine Ansammlung von Steinhütten besichtigt werden kann.

Wandert man zu Fuß durch den Luberon, so begegnet man immer wieder archaisch wirkenden Steinhütten. Sie sind von rundem oder eckigem Grundriss und ausschließlich aus flachen Kalksteinen ohne Mörtel aufgeschichtet. Die als Bories (Einzahl Borie) bezeichneten kargen Hütten besitzen nur eine Tür und keine Fenster, was sie sehr ursprünglich erscheinen lässt. Beim ersten Anblick drängt sich einem unwillkürlich die Assoziation auf, dass so die ersten Behausungen der Menschen ausgesehen haben mussten, nachdem sie die Höhlen verlassen hatten. Doch weit gefehlt.

Die Ursprünge der Bories

Noch heute wird in zahlreichen Schriften und Webseiten die These aufrecht erhalten, die Bauweise der Bories sei bereits im Neolithikum, also schon seit einigen tausend Jahren, verbreitet gewesen. Tatsächlich konnten bisher noch keine Überreste eines Borie entdeckt werden, das älter als 400 Jahre ist. Man weiß heute, dass die meisten Steinhütten aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen, einer Zeit in der auch in der Provence in großem Stile Land urbar gemacht wurde, um die stetig wachsende Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Um im Luberon ein Stück Land in einen Acker zu verwandeln, mussten die Menschen nicht nur den Wald roden, sondern zusätzlich riesige Mengen an Steinen aufsammeln und beiseite räumen. Die effizienteste Art diese Steine loszuwerden war die Aufschichtung von Steinmauern neben den Feldern. Befanden sich die neu geschaffenen landwirtschaftlichen Flächen weit von den Behausungen der Bauern entfernt, wurden auch einfache Hütten und Ställe errichtet. So entstanden die Bories, die nicht dauerhaft, sondern nur zeitweise als Unterschlupf oder Wohnung genutzt wurden.

Das Village des Bories

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Bories im Luberon aufgegeben und waren einem zunehmenden Zerfall ausgesetzt. Dieses Schicksal widerfuhr auch einer Ansammlung von Steinhütten, die sich rund 4 km südwestlich von Gordes befindt. In den 1960er Jahren ließ sich der Dichter, Schriftsteller und Globetrotter Pierre Viala in Gordes nieder und war von Anfang an von der Architektur der Bories fasziniert. 1968 erfuhr Viala, dass das Gelände mit dem Steinhüttendorf verkauft werden sollte. Er fasste sich ein Herz, verkaufte sein Haus in Gordes und erstand das Gelände. In den kommenden acht Jahren widmete er sich dem Wiederaufbau der Bories. Ortsanansässige Maurer unterstützten Viala bei seinem Vorhaben, indem sie ihm das notwendige Know-How vermittelten.

1983 wurde die Stadt Gordes Eigentümerin des Geländes, richtete ein Freilichtmuseum ein und kümmert sich seitdem um den Erhalt der Hütten. Die außergewöhnlichen Leistungen von Pierre Viala werden in einem Film gewürdigt, der im Museum gezeigt wird.

Herkunft des Wortes Borie

Der französische Begriff Borie wurde nicht immer für die im Luberon gebauten Steinhütten verwendet. Von den Einheimischen wurden die aus trockenen Steinen aufgeschichteten Hütten lange Zeit „Cabane“ genannt, was übersetzt "Hütte aus Stein" bedeutet. Borie stammt von dem provenzalischen Wort Bôrie ab, das soviel wie armselige Behausung, später aber auch Bauernhof bedeutete. Diese Bezeichnung wurde beispielsweise vom provenzalischen Schriftsteller Frédéric Mistral verwendet. Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhundert wurde der Begriff Borie dann zunehmend für die Bezeichnung der nur zeitweise bewohnten Steinhütten im Luberon verwendet.

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